Feuer und Evakuierung: Großübung mit 900 Einsatzkräften beendet
Die Großübung „Weißer Bussard 2023“ des Landeskatastrophenschutzes ist zu Ende. Die Einsatzkräfte trainierten die Bekämpfung eines Waldbrandes und waren auch bei einem fiktiven Zugunglück im Einsatz.
Schon mehrmals ist es bei langer Trockenheit auf ehemaligen Truppenübungsplätzen in Westmecklenburg zu Großbränden gekommen. Um für solche Einsätze besser gewappnet zu sein, trainierten zwei Tage lang insgesamt 900 Einsatzkräfte mit 100 Fahrzeugen die Bekämpfung eines Waldbrandes in munitionsverseuchtem Gebiet.
Realistisches Szenario nachgestellt
Das Szenario: Seit Tagen brennt es großflächig auf dem Truppenübungsplatz Jägerbrück. Das Feuer ist lange nicht unter Kontrolle und droht auf benachbarte Waldstücke überzugreifen. Von diesen Waldstücken umgeben ist das kleine Dorf Uhlenkrug. Der Ort könnte durch das Feuer eingekesselt werden. Also muss Uhlenkrug mit seinen 100 Einwohnern evakuiert werden. Außerdem wird die Bekämpfung eines Waldbrandes in einem munitionsverseuchten Gebiet trainiert.
Annahme: Zugunglück in Pasewalk
Am Samstagvormittag mussten allerdings Verletzte nach einem angenommenen Zugunglück in Pasewalk gerettet und versorgt werden. Ein Regionalexpresszug ist mit einem Auto zusammengestoßen, so die Annahme. Rettungskräfte versuchten mit Spezialgeräten und Leitern die verletzten Reisenden aus dem Zug zu befreien. Bei diesem Teil der Großübung handelte es sich um ein Element, das vorab geheim gehalten wurde, um die Übung so realitätsnah wie möglich durchführen zu können.
Innenminister Christian Pegel (SPD), der die Übung besuchte, zog ein erstes Fazit. Das Bahnunglück sei realtätsgerecht nachgestellt. Der Minister lobte das geordnete Vorgehen. Es sei beachtlich, wie schnell bei so einem schweren Unglück Strukturen entstehen und die verschiedenen Kräfte zusammenwirken, so Pegel.
Auch Wehren aus Polen beteiligt
Neben Feuerwehrleuten aus Deutschland, dem Technischen Hilfswerk und mehreren Landes- und Kreisbehörden der Bundeswehr beteiligten sich auch Feuerwehrleute aus Polen an der Übung. Hauptorganisator war das Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophenschutz MV, das zum Innenministerium gehört. Defizite gibt es laut Übungsleiter Porst in der Kommunikation zwischen Einsatzleitung und Rettungskräften. Beispielsweise funktioniere zwischen Polen und Mecklenburg-Vorpommern der Digitalfunk nicht. Auch wenn bei Waldbränden die Feuerwehren aus dem benachbarten Polen helfen wollten, könnten sich die polnischen und deutschen Rettungskräfte in so einem Fall über Funk nicht verständigen, so Pegel.
Mobiles Feldlager zur Versorgung
Im Rahmen der Großübung wurde ein mobiles Feldlager errichtet. Dadurch sollten die Helfer so versorgt werden, dass sie einen 45 Stunden währenden Einsatz durchhalten. Außerdem wurde die Koordination bei parallel anlaufenden Notfalleinsätzen geprobt. Die Kaserne Jägerbrück war schon im Jahr 2014 Schauplatz einer Großbrandübung.
Pegel – Katastrophenschutzübung ein Erfolg
Waldbrände sorgen auch in Mecklenburg-Vorpommern immer wieder für Großeinsätze. Angesichts des Klimawandels dürfte ihre Zahl auch in Zukunft nicht abnehmen.
Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel hat die großangelegte Katastrophenschutzübung „Weißer Bussard 2023“ als Erfolg bezeichnet. „Die gewonnenen Erkenntnisse können wir für kommende Katastrophenlagen nutzen“, sagte der SPD-Politiker zum Abschluss der zweitägigen Großübung am Samstag in Torgelow. Gut 900 Einsatzkräfte hatten von einem nahe gelegenen Bundeswehrgelände aus laut Übungsszenario einen sich seit gut einer Woche ausbreitenden Waldbrand bekämpft, der mehrere Dörfer bedrohte.
Realistische Darstellung des Szenarios
Der Ort Riesenbrück musste dabei gegen das Feuer verteidigt, der Nachbarort Uhlenkrug evakuiert werden. Außerdem wurde auf einem ehemaligen Bahngelände in Pasewalk ein Zugunglück mit rund 100, von Komparsen realistisch dargestellten Verletzten simuliert.
„Ich bin leider sehr sicher, dass wir auch in den nächsten Jahren mit Waldbränden in unserem Bundesland rechnen müssen“, sagte Pegel mit Blick auf den Klimawandel.
Bei der Übung sei es um das Zusammenwirken von Einsatzkräften unter realistischen Bedingungen gegangen. „Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der örtlichen Feuerwehren, die Katastrophenschutzeinheiten des Landes, die Medical Task Force, das Technische Hilfswerk, die Bundeswehr, die Landes- und Bundespolizei sowie polnische Feuerwehr- und Katastrophenschutz-Einheiten waren heute gefordert und haben sehr erfolgreich zusammengearbeitet“, sagte Pegel.
An der Übung im Süden Vorpommerns waren auch rund 70 Einsatzkräfte aus der polnischen Nachbarregion Westpommern beteiligt.
Vor allem die Kommunikationswege sowie die Unterbringung und Verpflegung der Einsatzkräfte über einen längeren Zeitraum seien am Samstag geübt worden, sagte Pegel. Auch das Gesundheitswesen der Region habe bei der Übung auf dem Prüfstand gestanden.
Laut Innenministerium ging man von der Annahme aus, dass die Krankenhäuser in Anklam und Pasewalk bei einem Zugunglück mit rund 100 Verletzten fast vollständig ausgelastet wären. „Dazu haben wir mit Hilfe der Medical-Task-Force-Einheiten unseres Landes ein mobiles Krankenhaus errichtet, um die von Komparsen dargestellten Verletzten zu versorgen“, sagte Pegel. Er sei beeindruckt gewesen, „wie schnell die Männer und Frauen mit diesem dramatischen Szenario umgegangen“ seien.
„Schadenslagen wie die Flutkatastrophe im Ahrtal oder der Waldbrand in Lübtheen haben uns vor Augen geführt, wie wichtig ein funktionierender Brand- und Katastrophenschutz ist“, sagte Vorpommern-Greifswalds Landrat Michael Sack. Gerade im Zusammenspiel der verschiedenen Akteure liege der Schlüssel, um im Fall der Fälle den Schutz der Bevölkerung erfolgreich gewährleisten zu können.
Bericht Nordkurier
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